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Aufstellungsbilder und Lösungsbilder

Aktualisiert: 12. Juli 2019



Allgemein

Aufstellungen sind vor allem räumliche Bilder, welche das Externalisieren eines inneren Bil-

des des Ratsuchenden ermöglichen. Die Aufstellungsarbeit kann als eine innere Reinigung

des Suchenden von Bildern, die ihn verwirren, die ihn zu etwas hinziehen oder die ihm und

anderen Menschen schaden, betrachtet werden (siehe dazu auch »Wirkungsmechanismen einer Aufstellung«). Die Arbeit mit Bildern hat viele Vorteile:

  • Komplexitätsreduktion: Familiäre Beziehungsqualitäten werden auf die Dimensionen des räumlichen Abstands und der Blickrichtung reduziert.

  • Gleichzeitigkeit: Familiäre Beziehungsmuster werden in ihrer Gleichzeitigkeit und ihrer gegenseitigen Bezogen- und Bedingtheit dargestellt.

  • Analoge Repräsentation: Die symbolische Repräsentation umgeht die Fallstricke der Sprache, wie z. B. Vermischung von Beschreibung und Erklärung oder monokausale Ursache-Wirkungs-Prinzipien usw.

  • Dissoziation: Der Ratsuchende kann wie ein Zuschauer von seinem Platz aus distanziert das Geschehen verfolgen.


Das Ausgangsbild (oder Ursprungsbild)

Wenn der Ratsuchende konzentriert und intuitiv handelt, entsteht nicht selten ein Ausgangs-

bild, das ihn selbst überrascht. Oft drückt es die Problemsituation schon vollkommen zutreffend aus, allerdings nicht so, wie das Problem an der Oberfläche erscheint. Viele Informationen, die im ersten Aufstellungsbild zutage treten, waren dem Ratsuchenden vorher oft nicht bewusst. Nicht selten hat er in sich ein Bild getragen, das dem, was er sich vorgestellt hat, widerspricht. »Unordnungen« und Verstrickungen kommen jetzt deutlich ans Licht.

Für einen Aufstellungsleiter ist das Ausgangsbild besonders wichtig. Er bekommt ein Gefühl

dafür, wie brisant die Situation im System ist und welche Tendenzen sich bei Einzelnen und

im Gesamtsystem zeigen. Wer schaut aus dem System nach draußen? Will jemand aus dem

System hinaus, oder hat der Ratsuchende selbst diese Person an den Rand gestellt? Wo ballt sich die Energie? Die Anordnung im Raum der Stell­vertreter ist meistens dazu sehr aussagekräftig.


Das Entwickeln von Lösungsbildern: Die Zwischenbilder

Im Verlauf der Aufstellung wird das ursprüngliche Aufstellungsbild allmählich zu einem

Lösungsbild entwickelt. Zwischenbilder sind Schritte …

  • für Aufsteller »nach Hellinger«: … in die Richtung der guten systemischen Ordnung.

  • für Strukturaufsteller: … in die Richtung eines verbesserten Empfindens des Fokus.

Das geschieht im klassischen Familienstellen und bei Strukturaufstellungen durch mehrmali-

ges Umstellen, durch Verdichtung der Energie,durch Tests, durch das Sprechen von Klärungs- und Lösungssätzen und durch Rituale, wie z. B. eine Rückgabe von Gefühlen oder Aufträgen. Gradmesser für den Erfolg der Lösungsschritte sind die Stellvertreter. Zwischenschritte sind häufig notwendig, Abkürzungen gibt es meist nicht. Diese Schritte sind für den Ratsuchenden ein innerer Wachstumsprozess, der vollgezogen werden muss.

Für den Aufstellungsleiter stellen sich immer diese Fragen: Was ist die nächste kraftvolle

Bewegung? Welcher folgende Schritt hat die höchste Wahrscheinlichkeit, etwas zu bewegen? Der Aufstellungsleiter kann z. B. durch Interven­tionen vorhandene Tendenzen verstärken oder sogar vollziehen. Den absolut richtigen Schritt gibt es nicht. Im Verlauf jeder Aufstellung werden auf unterschiedliche Weise fortwährend Unterschiede zum Vorhandenen angeregt, und man kann nicht voraussehen, welche Veränderungen hilfreich sein werden. Auch wenn es wiederkehrende Muster und Ähnlichkeiten gibt, so gleicht doch keine Aufstellung der anderen.


Reduktion der Komplexität

Es gibt Erfahrungsregeln, die diese Zwischenschritte vereinfachen, wie z. B. das Beschränken auf das Wesentliche. Je erfahrener ein Aufstellungsleiter ist, desto weniger Personen lässt er

für gewöhnlich aufstellen. Nur wenige wesentliche Personen gehören zu einer Aufstellung, und mit jedem neuen Stellvertreter wächst die Gefahr, die Hintergründe eher zu »verwirren« als zu erhellen. Für die Aufstellungsarbeit gilt: Weniger ist mehr. Wenn jemand hinzugefügt wird, sollte anhand der Wirkung auf die Stellvertreter geprüft werden, ob diese Veränderung Bedeutung hat. Ändern sich bei keinem der bisher Aufgestellten die Gefühle, erweist sie sich als nicht wichtig, und der zusätzliche Stellvertreter kann gleich wieder herausgenommen werden.

 

Techniken der Aufstellungen nach Hellinger

Es sind im Grunde zwei Fragen, auf die der Aufstellungsleiter »nach Hellinger« durch Bilder

eine Antwort sucht:

  • Was verstrickt in der Familie die einen in das Schicksal der anderen, und

  • was löst diese Verstrickung und lässt die Liebe wieder fließen?

Das Ausgangs- oder Anfangsbild einer Aufstellung gibt oft wichtige Hinweise zur ersten

Frage. Das Lösungsbild ist die Antwort auf die zweite Frage. Um allerdings zum Lösungsbild

zu gelangen, sind oft mehrere Zwischenschritte – oder Zwischenbilder – notwendig. Im Prozess einer Aufstellung wandelt sich das Ausgangsbild ständig, bis es schließlich zu einem Lösungsbild wird, das den systemischen Regeln von Ord­nung, Zugehörigkeit und Ausgleich entspricht.

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