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Feld/ »wissendes Feld«

Aktualisiert: 11. Juli 2019



Allgemein

Um das Phänomen der Wahrnehmung der Stellvertreter zu erklären, wird bei den Aufstellern

»nach Hellinger« die Existenz eines Feldes postuliert, in dem sich die Repräsentanten bewegen. Dafür wurde von dem Psychiater und Aufsteller Albrecht Mahr der Begriff »wissendes Feld« eingeführt. Mit dem »wissenden Feld« wird der Umstand bezeichnet, dass Stellvertreter unbewussten Zugang zum Wissen der Person haben, deren Platz sie einnehmen, obwohl sie meistens nichts über diese Person wissen. In diesem Feld sind alle Systemmitglieder mit allen anderen in Resonanz. Auch das Vergangene und die Toten sind in ihm gegenwärtig und wirken. Das systemische Aufstellen ist die einzige therapeutische

Richtung, die bewusst das »wissende Feld« nutzt. Mithilfe dieses Feldes kann nachträglich

etwas wieder in Ordnung gebracht werden, so kann sich z. B. ein Opfer mit dem Täter

versöhnen. Der Eindruck, den der Ratsuchende von der Vergangenheit hat, wird dadurch etwas verändert, und das wirkt wohltuend auf die Gegenwart.

Die Aufgabe des Aufstellungsleiters ist es, in diesem Feld auf versöhnende Weise einzugreifen bzw. das Feld »zu halten« bis sich eine Lösung abzeichnet.

Das »wissende Feld« zeigt nicht nur auf, was ist, sondern auch, was wirkt, sowie die Lösungen der Problematiken. Es enthält aus Sicht der Aufsteller »nach Hellinger« eine Energie, die zu Heilung strebt. Es ist also nicht der Aufstellungsleiter, der die Stellvertreter führt, sondern es ist das »wissende Feld«, das die Richtung vorgibt. Die Stellvertreter spüren die Richtung, in die es sie zieht. Dieser Zug ist manchmal stärker, manchmal schwächer, aber immer vorhanden, und er geht zur Lösung hin. Der Leiter kann den Stellvertretern weit mehr vertrauen, als bei Familienaufstellungen ursprünglich angenommen wurde, wie es z. B. die Aufstellungsart "Bewegung der Seele" zeigt.

 

Feld und Seele

Bert Hellinger bevorzugt für das Feld den Begriff »Gruppen- oder Familienseele«. Er selbst meint dazu: »Es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass die Familie in einem Kraftfeld ist. Rupert Sheldrake spricht von morphogenetischen Feldern. Das heißt, dass in diesem Kraftfeld gewisse Muster, die einmal da waren, wie ein Zwang weiterwirken, sodass sie sich wiederholen.« Für Bert Hellinger ist das Wort »Feld« nur der wissenschaftliche Ausdruck für »Seele«: »Die ersten, die sich mit diesen Feldern befasst haben, waren deutsche Philosophen Anfang des 19. Jahrhunderts. […] Sie nannten sie Seele. Aber das Wort Seele hatte in der Wissenschaft keinen Platz. Daher nannten sie es lieber Feld. Jedenfalls können wir beobachten, dass ein Feld bestimmten Ordnungen folgt, dass es in Bewegung ist und dass es mit diesen Bewegungen etwas erreichen will. […] Hier ist die Name Seele eher angebracht. Deswegen spreche ich auch oft von einer großen Seele.«


Besonderheiten

Der Ratsuchende muss nicht anwesend sein, damit das Feld wirkt. Aufsteller machen regelmäßig Supervisionen, ohne dass der Ratsuchende anwesend ist, und das Feld lässt sich dennoch genauso gut spüren. Der Raum füllt sich mit der gleichen Intensität wie bei einer Aufstellung gemeinsam mit dem Ratsuchenden. Das Feld ist auch nicht auf Familien beschränkt. In Organisationsaufstellungen werden z. B. Abteilungen durch Stellvertreter repräsentiert. Das Feld wirkt auch in vielen anderen Aufstellungsformaten.

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