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Geistiges Familienaufstellen/das neue Aufstellen/ Bewegung des Geistes/ Gehen mit dem Geist

Aktualisiert: 11. Juli 2019



Geistiges Familienaufstellen in Familienaufstellungen nach Hellinger

Nach dem klassischen Familienaufstellen der 1980er- und 1990er-Jahre und der Bewegung

der Seele, lehrt Bert Hellinger seit 2006 eine neue Methode des Aufstellens, das »geistige Familienstellen«, von ihm auch das »neue Aufstellen», »Bewegung des Geistes« oder »Gehen mit dem Geist« genannt.


Aufstellungsform

In dieser neuen Aufstellungsform erfragt der Aufstellungsleiter zunächst, worum es dem Ratsuchenden geht. Dabei genügt ein Stichwort, denn es geht weniger darum, dass der Aufstellungsleiter Informationen über den Ratsuchenden bekommt, sondern Ziel ist es eher, ein geistiges Feld zu öffnen, dem sich der Leiter aussetzt. Ähnlich wie ein Stellvertreter spürt der Aufstellungsleiter nach innen und entscheidet dann, wen oder was er aufstellt. Oft werden der Ratsuchende oder ein Stellvertreter für ihn aufgestellt und dazu nur noch eine zweite Person, z. B. der Partner. Diese zweite Person wird jedoch nicht im üblichen Sinn in Beziehung zu ihm aufgestellt. Sie wird einfach nur irgendwo hingestellt. Es gibt keinerlei Vorgaben oder Absichten. Alle Beteiligten werden nur hingestellt. Auf einmal werden sie von einer Bewegung erfasst, ohne dass sie diese steuern können. Die Bewegungen der Stellvertreter sind dabei sehr langsam. Im Übrigen bleiben die Stellvertreter meist stumm,

sie bewegen sich bzw. werden von einer unsichtbaren äußeren Kraft dazu gebracht. Sobald sich eine Person schnell bewegt, wird sie laut Bert Hellinger von einer Absicht getrieben, und sie ist nicht mehr im Einklang mit den Bewegungen des Geistes. Der Aufstellungsleiter greift manchmal ein, z. B. wenn ein Stellvertreter vom dem vor ihm liegenden Stellvertreter eines Toten zurückweicht und sich abwenden will, greift der Leiter nach einer Weile ein und führt ihn wieder zurück.

Die Bewegungen müssen nicht immer zu Ende gebracht werden. Es genügt, wenn sichtbar wird, wohin sie führen. Daher bleiben diese Aufstellungen oft unvollendet und offen. Der Leiter sieht oder spürt, wann die Aufstellung an ihrem Ende angekommen ist.


Bewegung der Seele, Bewegung des Geistes

Der Unterschied zwischen der Bewegung der Seele und der Bewegung des Geistes ist äußerlich kaum zu sehen. Der Unterschied liegt laut Bert Hellinger in der Kraft, die zu Lösungen führt. In der Bezeichnung »Bewegungen der Seele« verweist das Wort Seele auf die Gruppen- oder Familienseele, jene Kraft, die hinter dem kollektiven Gewissen wirkt. Diese Kraft führt die Bewegungen der Stellvertreter in ihrem Sinne, also auf eine Wiederherstellung der systemischen Ordnung hin. Das Wort Geist in der Bezeichnung »Bewegungen des Geistes« bedeutet für Bert Hellinger die Urkraft, die alle Existenz in Bewegung gesetzt hat und in Bewegung hält. Jene Urkraft, »die allem zustimmt, wie es ist«. Die Bewegungen des Geistes führen immer zusammen, was vorher getrennt war. Sie

sind immer Bewegungen der Liebe. Bert Hellinger grenzt deshalb das klassische

systemische gegen das neue geistige Aufstellen ab: Das persönliche und das kollektive Gewissen sind systemisch, und die Aufstellungen, die auf dieser Ebene bleiben, werden als Systemaufstellungen bezeichnet. Die dritte Ebene des Gewissens, das geistige Gewissen, geht darüber hinaus. Auch die Aufstellungen, die auf dieser Ebene arbeiten, gehen darüber hinaus. Sie sind spirituell – oder eben geistig. Seit Bert Hellinger mit den Bewegungen des

Geistes arbeitet, betont er, dass er nicht lösungsorientiert arbeitet, sondern bewegungsorientiert. Es geht nicht mehr so sehr um Lösungen im Sinne von intendierter Veränderung und individueller Leistung, sondern um den Einklang mit dem schöpferischen, befreienden und alles gleichermaßen anerkennenden Geist. Für Hellinger sind die Bewegungen des Geistes nicht weniger als ein Teil des lebendigen Schöpfungsprozesses.


Was ist beim geistigen Familienaufstellen neu?

Bert Hellinger fasst dies in seinem Buch »Die Liebe des Geistes« zusammen:

  • Die innere Haltung: Der Leiter einer Aufstellung lässt sich in jeder Hinsicht und bei jeden Schritt von einer Bewegung des Geistes führen. Sie gibt ihm vor, mit wem er arbeiten und was er aufgreifen darf und wie weit er gehen darf und wann er aufhören muss.

  • Die Zustimmung zu allem und jedem, wie es ist, ohne Urteil, aber mit Achtung und Liebe.

  • Es erscheinen keine inneren Bilder, was für ihn oder den anderen richtig oder falsch ist. Daher ist er für jeden Hinweis offen, der ihm aus der genauen Beobachtung und aus dem Einklang mit den Bewegungen des Geistes gegeben und aufgetragen wird.


Kritische Stimmen

Kritiker merken an, dass mit dieser Vorgehensweise der Aufstellungsprozess nicht nur weniger nachvollziehbar wird, sondern dass die Gefahr besteht, dass er von den Vorstellungen und Projektionen des Aufstellers gelenkt wird, die dieser einem Wirken des Geistes zuschreibt. Die Frage der Nachvollziehbarkeit der Aufstellung für den Ratsuchenden ist auch von Bedeutung. Viele Aufstellungsleiter sind der Meinung, dass Bilder im Unbewussten eine mächtige Wirkung entfalten können, auch wenn wir sie nicht verstehen. Darüber ist jedoch nur sehr wenig bekannt. Andere Aufstellungsleiter vertreten die Auffassung, dass es für den Ratsuchenden bei einer Aufstellung wenigstens Anknüpfungspunkte mit etwas Bekanntem geben sollte. Ansonsten bleibt die Aufstellung völlig äußerlich und erreicht keine tiefer gehende Wirkung.


Quellen: 68

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