Verbände
- Pierre & Alexandra Frot
- 8. Juli 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Juli 2019

Es gibt in Deutschland verschiedene Verbände für das Familienstellen oder für systemische Therapien, die auch Familienaufsteller vertreten.
Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS)
Die Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen, DGfS, ist ein berufsübergreifender
Fachverband von Psychotherapeuten, Beratern in psychosozialen Bereichen und Organisationen, Ärzten, Heilpraktikern, Pädagogen und anderen Berufsgruppen, die mit Familienaufstellungen oder allgemeiner mit Systemaufstellungen arbeiten.
Ziele: »Die systemische Aufstellungsarbeit berufsübergreifend in Forschung und Praxis in den verschiedensten Arbeitsfeldern zu unterstützen und zu verbreiten.«
Anerkennung zum Systemaufsteller (DGfS): Für die Anerkennung zum Systemaufsteller (DGfS) gelten verschiedene Voraussetzungen. Die Systemaufsteller der DGfS verfügen über einen abgeschlossenen, in der Regel psychosozialen, pädagogischen, medizinischen, beratenden oder psychotherapeutischen Grundberuf mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung, sowie über anerkannte Weiterbildungen in Systemaufstellungen.
Tätigkeiten: Die DGfS engagiert sich für Qualität und Verantwortungsbewusstsein und hat Qualitätskriterien für die Aufstellungsarbeit entwickelt. Für Interessierte, Ratsuchende, Klienten und Patienten bietet sie Datenbanken mit ausgebildeten und geprüften Systemaufstellern, Lehrtherapeuten/Lehrtrainern und bietet geprüfte Weiterbildungen in Systemaufstellungen an, die den Qualitätsstandards der DGfS entsprechen. Der Verein gibt die Fachzeitschrift »Praxis der Systemaufstellung« heraus.
Beziehungen zu Familienaufstellungen und Bert Hellinger: Die offizielle Position der DGfS lautet: »Bert Hellinger ist auch bei den Mitgliedern der DGfS persönlich und in seinen Methoden und Aussagen nicht unumstritten. Viele Aufsteller beziehen sich in ihrer Arbeit nicht mehr auf ihn. Übereinstimmend wird er aber als der entscheidende Initiator und ein Hauptmotor der Aufstellungsarbeit geachtet.«
Systemische Gesellschaft – Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V.
Die systemische Gesellschaft ist der zweite große Verband für Familienaufsteller:
Ziele: »Die Förderung systemischer Forschung in Theorie und Praxis.«
Tätigkeiten: Die Systemische Gesellschaft fördert systemisches Denken und Handeln in Therapie und Beratung, Supervision, Coaching, Organisationsberatung usw. Sie bietet zertifizierte Fort- und Weiterentwicklung an.
Mitglieder: Derzeit hat die Systemische Gesellschaft circa 800 Einzelmitglieder.
Beziehungen zu Familienaufstellungen und Bert Hellinger: Die systemische Gesellschaft ist Bert Hellinger gegenüber sehr kritisch eingestellt. Sie äußerte sich 2004 bei der sogenannten »Potsdamer Erklärung« folgendermaßen: »Heute sehen wir jedoch den Punkt gekommen, an dem nicht nur wesentliche Teile der Praxis von Bert Hellinger – und vieler seiner Anhänger –, sondern auch viele seiner Aussagen und Vorgehensweisen explizit als unvereinbar mit grundlegenden Prämissen systemischer Therapie anzusehen sind.«
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF):
Die DGSF ist ein berufsübergreifender Fachverband für Systemische Therapie, Beratung,
Supervision, Coaching und Organisationsberatung, die nicht unbedingt mit Familienaufstellungen arbeiten, diese Methode aber im Rahmen einer systemischen Therapie einsetzen.
Ziele: »Systemisches Denken und Arbeiten in Organisationen und Berufsfeldern zu fördern und insbesondere die systemische (Familien-) Beratung und (Familien-)Therapie zu verbreiten.«
Mitglieder: Die DGSF hat mehr als 3 500 Mitglieder. Diese sind Psychologen, Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, Pädagogen und Ärzte sowie Angehörige weiterer psychosozialer Berufsfelder. Nur wer eine Qualifikation in Familientherapie oder -beratung, systemischer Therapie oder Beratung oder systemischer Arbeit nachweisen kann, kann ordentliches Mitglied werden.
Tätigkeiten: Die DGSF stellt Zertifikate für Absolventen entsprechender Weiterbildungen zum systemischen Therapeuten, Berater, Coach und Supervisor aus. Die DGSF gibt die Fachzeitschrift »Kontext« heraus, unterhält eine Online-Jobbörse und ein Verzeichnis deutschsprachiger Familientherapeuten, Berater oder Supervisoren.
Beziehungen zu Familienaufstellungen und Bert Hellinger: Die DGSF hat eine kritische Position in Bezug auf Bert Hellinger: »Die Praxis der Familienaufstellungen nach Bert Hellinger gibt dem Vorstand jedoch Anlass zu deutlicher Kritik und zu Befürchtungen bezüglich einer möglichen Gefährdung von KlientInnen. […] In den Familienaufstellungen postuliert er die Existenz vorgegebener Grundordnungen und Hierarchien und vertritt seine Konzepte, Interpretationen und Interventionen immer wieder mit einer Absolutheit, die die Autonomie der KlientInnen enorm einschränkt. […] Der Vorstand der DGSF wünscht sich deshalb von systemischen TherapeutInnen und BeraterInnen einen kritischen, respektlosen Umgang mit Vorgehens und Verhaltensweisen von Bert Hellinger und erhofft sich von den renommierten Praktikern der Familienaufstellungen die Fähigkeit, sich von Bert Hellinger zu emanzipieren.«
Quellen: 221, 222, 223, 224, 225, 226
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